von Daniel Schnyder
Untold Story
"Diese Geschichte ist noch nicht erzählt... von Solisten die alle Stile der Gegenwart beherrschen... klassische Musik und Jazz... brasilianische, afrikanische und karibische Musik.
Es erfordert auch einen kompositorischen Ansatz, der alle Idiome kennt und stilistisch richtig nutzt.
Das ist unglaublich schwer und eigentliches Neuland, terra incognita.
Auf der Welt gibt es zur Zeit nur ganz wenige Solisten, die sowas tun koennen.
Trotzdem klingt die Musik für den Hörer leichtfüssig und vergnüglich.
Vieles ist auch vertraut.
Alles spielt aber unter der Oberfläche. Auch der reguläre Kritiker kann das nicht nachvollziehen, ausser er schaut in die Partitur und versucht ein paar Takte zu singen oder zu klopfen....es wird kaum gelingen. Alles ist verschoben und kommt nicht auf den Schlag und hüpft und springt über den Taktstrich hinweg.
Das ist natürlich lustig zum hören, aber eben ganz exotisch und unvertraut für den Spieler.
Deshalb; UNTOLD STORY!
Der erste Satz ist "giocoso" überschrieben....also fröhlich, spassig und unbeschwert.
Da ich das Konzert für Adam und Thomas geschrieben habe, wollte ich all die lustigen, unbeschwerten Momente unseres gemeinsamen Tuns einfangen. Vibraphon und Geige verschmelzen und diskutieren im Dialog. Das eine Instrument, die Geige, ist das Zentralinstrument des Abendlandes und unserer Musikkultur; das andere, das Vibraphon, ein Neophyt, den niemand kennt und der dem streng klassischen Publikum völlig unbekannt ist, zumindest als klassisches Soloinstrument. Es entsteht ein Dialog zwischen Tradition und Neuzeit.
Die traditionelle Konzertstruktur wird immer wieder mit improvisierten Teilen durchbrochen, wo der Solist, wie zu Paganinis oder Tartinis Zeiten, auf ein sich repetierendes Muster "ex momento" improvisiert; oder eben wie es die Alten nannten, extemporiert!
Eine Kunst, die über die letzten 150 Jahre gänzlich aus der klassischen Musik verschwand und nur noch ein Rumpfdasein im Orgelvorspiel in der Kirche geniessen darf.
In diesem Konzert kommt diese Disziplin mit Volldampf zurück.
Der Vorteil davon ist, dass jede Aufführung ein Unikat ist! Niemals werden alle Noten gleich gespielt, niemals erklingen die selben Noten....
Die Musik wird von konservierter, gefrorener Starrheit befreit und wird Knetmasse. Sie wurde erhitzt und wechselt den Aggregatszustand!
Der Solist wird Mitkreator, er wird kreativ und muss seine Fantasie beweisen."
Daniel Schnyder, New York, Juni 2017